Wettbewerb – Haus der Jugend und Familien Kitzingen

Bauherr

Stadt Kitzingen

Standort

Kitzingen

Typologie

Kultur
Bildung
Städtebau
Holzbau

LPH

Fläche BGF

Status

Wettbewerb: 2019

Fotografie

Städtebau

Die Städtebauliche Einordnung des Entwurfs zielt auf eine neue Quartiersadresse im Westlichen Kitzingen ab und setzt sowohl die Auslobung hinsichtlich der sozialen Anforderungen als auch der Stadträumlichen Perspektive in dem Entwurf „Kitzinger Brett“ um.

Städtebaulich nutzt der Entwurf dabei das vorgegebene Raumprogramm und die unterschiedlichen Programmbereiche geschickt aus, um entlang der Jahnstraße eine neue Adresse zu bilden, die in ihrer Größe und in ihrer Präsenz den Charakter des Ortes aufnimmt und den Stadtteil funktional ergänzt.

Der Entwurf orientiert sich parallel zur Jahnstraße von Nord nach Süd. Er schafft durch seine Ausdehnung die „Florian-Geyer-Halle“ mit einzubinden und spannt zwischen den großen Stadtraum bildenden Kubatur einen gut nutzbaren Außenbereich für unterschiedlichste Außenraumaktivitäten auf.

Dabei verzahnt sich das neue Gebäude sowohl mit dem zur Jahnstraße vorgelagerten Stadtraum/Fußgänger-Boulevard als auch mit dem Grünraum des Freibereichs Richtung Osten.  Hier werden Höfe in Zusammenspiel mit der Außenraumgestaltung zum zentralen Element des Entwurfs.

Das Gebäude bezieht die Jahnstraße durch seine Orientierung und seine Öffnungen räumlich mit ein und schafft hier eine neue Adresse, welche in seiner Maßstäblichkeit der Funktion und dem Straßenraum angemessen ist.

Entsprechend wichtig sind die neu geschaffenen Wegeverbindungen, von der „Florian-Geyer-Halle“ an den Grünflächen/Aktivbereich vorbei bis hin zur Jahnstraße. Entlang dieser wurde der Fußgängerweg von der Jahnstraße ins Vorfeld des Gebäudes hinter die Allee verlegt. Somit ist der Hauptzugangs- und Bewegungsbereich für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene von Verkehr geschützt und wird in seiner reinen Funktion als öffentlicher Fußweg zum Stadtraum aufgewertet. Alle Adressen der unterschiedlichen Funktionsbereiche orientieren sich folgerichtig an der städtischen Erschließungsachse.

Im Süden besetzt das Gebäude das Eckgrundstück zwischen der Jahn- und der Talstraße. Das Gebäude nimmt hier die Position des rückgebauten „Radlernest“ an und bildet mit seiner in die Richtung Talstraße vorgelagerten erhöhten Terrasse einen beruhigten Abschluss Richtung Wohngebiet.

Gestalt und Kubatur

Die Gebäudeform ist leicht ablesbar und -nicht zuletzt durch die hohe Transparenz und klar herausgearbeitete Eingänge auch entsprechend schwellenlos zu nutzen. Eingänge sind durch ihre Einschnitte im Baukörper und durch die Hochpunkte markiert.

In seiner Präsenz spielt das Gebäude mit den Themen Ruhe und Rhythmus, und bietet dem Nutzer dabei eine funktionale Hülle die mit Leben gefüllt werden darf und durch die Vielzahl an archetypischen Raumkonfigurationen den Nutzer immer wieder abwechslungsreich berührt.

Die Wahrnehmung des Gebäudes ist in unterschiedliche Stufen aufgesplittet; dem PKW-Fahrer begegnen Farbigkeit und Hochpunkte, der Fußgänger wird durch Einschnitte und vorgesetzte Holzlamellen begleitet, dem Verweilenden bietet der Baukörper feine Details als Hingucker.

Das Zusammenspiel der Hochpunkte und der Höfe kann in Verbindung mit der Körnigkeit der umgebenden Bebauung gesehen werden schafft angenehme Proportionen, die dem Rhythmus der Allee aufnehmen.

Entwicklungsbausteine für Kinder und Jugendliche

Trotz seiner Einfachheit und Unaufgeregtheit bietet der Baukörper ein hohes Potential an räumlicher Vielfalt mit unterschiedlichsten Außenraumbezügen. Der Entwurf bietet an zahlreichen Stellen Synergieeffekte innerhalb der unterschiedlichen Funktionsbereiche. Beziehungen zur direkten benachbarten Funktion sind, wenn gewünscht, fließend. Dies gilt auch für die Einbindung der Topographie in den Entwurf.  Übergange zwischen den Höhen sind selbstverständlich integriert und bieten überall die Möglichkeit in Abläufe eingebunden zu werden.

Nischen und Rückzugsräume finden sich in verschiedensten Ausprägungen verteilt im Gebäude und natürlich an jeder Ecke und in jedem Winkel des Grundstücks. Dazu zählen auch beispielsweise die Snoozle Ecke im südlichen Hochpunkt oder die zahlreich vorhandenen multifunktionalen Flurbereiche.

Materialität und Nachhaltigkeit

Farben und Materialien spielen natürlich ebenso eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung von Kindern wie auch für den Charakter der Baulichkeit.

Roh, robust und klar setzt sich die Materialkomposition von bewusst gewählten Farbflächen ab, um auch hier eine Einfachheit den Nutzer zur Gestaltung anzuregen und um einen nachhaltigen, zeitgenössischen Beitrag zu leisten. Die Sensitivität der Oberfläche Holz als weiches, organisches Material trägt hier entscheidend zum Wohlfühlempfinden seitens des Nutzers bei.

Die Bauweise ist als effiziente Holz-Hybridkonstruktion angelegt, die durch Betonoberflächen im Boden oder an Sockelzonen ergänzt wird. Bauteilaktivierung und ein Nachtlüftungskonzept über die Hochpunkte sowie ein hohes Maß an Tageslicht Nutzung tragen in Verbindung zu einem effizienten Wärmeerzeugungssystem zu einer dauerhaften wirtschaftlichen Lösung bei. Haustechnikkomponenten werden soweit möglich sichtbar verlegt, um hier Verkleidungen zu sparen und den rohen Charakter noch zu verstärken.

Die Körper umhüllt ein vorgehängtes Kleid aus unterschiedlich breiten Brettern; im holzbautypischen Rastermaß wird eine Holzlamelle plastisch in den Vordergrund treten, um die Fassade zu strukturieren und das Thema Rhythmus nochmal aufzugreifen. Die heimische Lärche ist unbehandelt im Außenbereich einsetzbar. Als natürliches Material ist mit Vergrauung zu rechnen. Einschnitte sind als Materialwechsel mit einem grob gefilzten farbigen Putz herausgehoben.

Im Innenbereich dominieren Sichtholzoberflächen in Verbindung mit farbigen Bodenbelägen oder Fliesen im Bereich der Bäder. Akustische Elemente werden aus dauerhaften zementgebundenen Holzwolleplatten erstellt.

Städtebauliche Anordnung und Freiraumkonzeption

Die Lage des Grundstücks abseits einer überörtlichen Straße erlaubt den gestaltenden Einfluss auf den Charakter des Gefüges öffentlicher und privater Räume. Die insgesamt kleinteilig parzellierte und kleinteilig bebaute Besiedelung erhält einen neuen städtebaulichen Akzent durch die Einfügung des Kinder- und Jugendhauses in geschlossener Bauweise.

Die Bebauung hat eine eindeutige Orientierung einer „vorderen“ und einer „rückwärtigen“ Front. Die „vordere“ Front dient der Adressbildung an der örtlichen Erschließung. Die Fußgängerführung ist von der Fahrbahn getrennt durch einen Grünstreifen mit Laubbaumallee. Die barrierefreie Erschließung der Bebauung mit Treppen und Rampen gliedert die „vordere“ Front, besetzt Teilflächen des Grünstreifens und verzahnt diesen so mit der Erschließung zu beiden Seiten eines mittig angelegten Eingangshofes mit mittig gepflanztem Baum. Die „vordere“ Front ist gefasst durch eine Hecke zu beiden Seiten des Eingangshofes und der jeweiligen zwei Eingänge der beiden Gebäudetrakte. Die Hecken laufen zu beiden Seiten der Bebauung durch und rahmen dort und auch auf den rückwärtigen Flächen Gärten, gepflasterte Aufenthaltsflächen und rückwärtige Erschließungsflächen mit integrierten ovalen Teilflächen für gemeinschaftliche Aktivitäten und Kinderspiel.

Die Öffnung der Anordnung der Bebauung auf der „rückwärtigen“ Seite stellt, in stärkerem Maße als die „vordere“ Front, eine Verzahnung von Bebauung und Freiräumen her. Die Öffnung wird bestimmt durch Blick- und Wegeführung im Eingangshof, zu beiden Seiten des mittig gepflanzten Baumes -, auf die rückwärtigen Freiräume und Sportfelder zwischen Laubbäumen. Die Hecken fassen dort ein Streetball-Feld ein und rahmen die der Bebauung unmittelbar zugeordneten Freiräume schützend gegenüber dem großflächigen Sportfeld mit separater Erschließung von einer angrenzenden Straße her.

Der angestrebte Charakter der Nutzungen des Kinder- und Jugendhauses wird durch die Verzahnung von Architektur und Freiraum insgesamt geprägt und findet besonders starken Ausdruck in den „rückwärtig“ angelegten halb offenen Höfen. Diese bilden Nischen zur umlaufenden Pflasterfläche und können für individuelle und gemeinschaftliche Aktivitäten gesondert beansprucht werden. Eine Bepflanzung von mittigen Teilflächen schafft auch hier eine lebendige Atmosphäre der jahreszeitlichen Erfahrung von Natur durch farbige Laubbäume.

Diese Anlage wird in ihrer Nutzbarkeit als neue Infrastruktur optimiert durch die benachbarte Stellplatzanlage für 44 KFZ sowie durch eine Skater-Sportanlage für Jugendliche im Dreieck des Kreuzungsbereich zur überörtlichen Erschließung.